Rezidiv oder wir wollen leben – Teil VII

Kapitel 32

Tina hatte sich vorgenommen rechtzeitig ihre Haare abschneiden zu lassen. Im Jahre 2004 hatte sie ein traumatisches Erlebnis gehabt, als sie unter der Dusche stand und ihr die Haare büschelweise ausgefallen sind. Dies sollte nicht mehr geschehen. Wir haben eine nette Friseurin. Ich hatte mit ihr zu einem früheren Zeitpunkt vereinbart, dass wir uns kurzfristig an sie wenden würden, wenn der Haarausfall beginnen würde. Irgendwann war es soweit. Tina teilte mir mit, dass sie einen Termin hatte. Dabei wollte unsere Friseurin Tina die Haare erst nach Geschäftsschluss abschneiden. Während Tina nun beim Friseur war, ging ich etwas einkaufen. Ich glaube, ich wollte auch gar nicht dabei sein, obwohl ich ja wusste, dass sie auch ohne Haare ganz toll aussehen würde. Als ich zurückkam, hatte die Friseurin Tina eine wunderschöne Kurzhaar-Frisur gezaubert. Ich war sogar ein wenig enttäuscht, dass die Haare doch noch da waren, wenn auch kürzer. Tina sah aber super aus. Ich bin einer von wenigen Männern, die auch kurze Haare an Frauen schön findet. Tina gehört auch zu den Frauen, die kurze Haare richtig gut tragen können.

Das folgende Wochenende war wieder wunderschön. Wir waren auf einem Flohmarkt und stöberten in wunderbaren alten Sachen. Manches Teil kauften wir auch.

Kapitel 33

Am Montag war wieder Chemo-Tag. Diesmal fuhr Tina alleine zur Chemo. Das Taxi war pünktlich da. Diesmal war sie alleine. Sie berichtet mir später, dass es wieder keine Gesprächspartner gab. Auch war es wieder ein neuer Arzt, der sie an die Infusionen anschloss. Auch dieser nahm sich nicht viel Zeit, um eventuelle Fragen zu beantworten. Wir hatten mit Heidi; der Freundin von Tinas Bruder Claus, verabredet, dass sie sich um Tina nach der Chemo so lange kümmern würde, bis ich zu Hause war. Es konnte aber keiner ahnen, dass die Behandlung noch länger dauerte als das letzte Mal. Irgendwann rief ich Tina an und fragte ihr, wie es ihr gehen würde. Sie sagte, dass es sehr langweilig sei und die Infusion noch dauern würde. Wir hatten mit Heidi vereinbart, dass Tina anrufen würde, wenn sie im Taxi sitzen würde. Aber es wurde immer später. Am Abend rief Tina das Taxiunternehmen an, damit man sie abholen solle. Sie wurde wie beim letzten Mal vertröstet. Sie müsse erneut wieder ca. 45 Minuten warten. Darauf rief sie Heidi an, um sie zu fragen, ob sie Tina abholen könnte. Heidi antwortete, dass Claus bereits vor unserem Hause warten würde. Sie würde ihm aber umgehend Bescheid geben, damit er Tina abholen könnte. So war ich sogar vor ihr zu Hause. Ich war unheimlich verärgert über das Taxiunternehmen. Am nächsten Tag rief ich umgehend in der Zentrale an und machte meinem Ärger Luft. Dabei stellte ich deutlich fest, dass ich dies ein weiteres Male nicht mehr dulden würde und drohte damit, dass ich mit Krankenkasse sprechen würde, damit diese den Transportvertrag kündigen solle, wenn Tina noch mal so lange warten müsste. Nunmehr werde ich ja sehen, ob das gewirkt hatte.

Kapitel 34

Im Laufe der Woche wurden Tinas Haare immer dünner. Daher entschloss sie sich, mit ihrer Schwester und der Freundin ihres Bruders am nächsten Freitag zu einem Perücken-Studio zu gehen. Die beiden sollten sie beraten. Tina hat von Natur aus, dunkle Haare, die sie im Laufe der Jahre doch öfters nachfärben musste. Tina ist eine sehr schöne Frau. Ich glaube auch, dass ein bisschen Silber in den Haaren gut aussehen wird. Sie konnte sich aber noch nicht vorstellen, wenn sie nunmehr hellere Haare haben würde. Daher wollte sie dies durch eine helle Perücke ausprobieren. Damit war ihre Entscheidung zu einer blonden Perücke gefallen.

Die beiden anderen Frauen sollten daher ihre Entscheidung nur noch bestätigen. Irgendwie freute ich mich auf diesen Termin, obwohl ich später nur hinzukommen sollte. Aber es kam anders.